Interview mit der Autorin
Zehn Fragen an die Autorin ...
… und ihre Antworten.
Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?
Eigentlich auf etwas kuriose Art und Weise: am Ende meines Studienjahres in Canterbury lagen recht lange Semesterferien vor mir, da ich mit dem englischen Trimester im Juni aufgehört habe, aber erst mit dem deutschen Wintersemester im Oktober wieder eingestiegen bin. Diese Pause wollte ich ursprünglich für ein Praktikum im Lektorat eines Verlages nutzen. Auf der Internetseite des Compact Verlages bin ich dann zufällig auf einen Krimiwettbewerb gestoßen: In einer Fremdsprache musste eine Krimikurzgeschichte verfasst werden, die den Lesern das Erlernen der jeweiligen Sprache auf unterhaltsame Weise vermitteln sollte. Der Titel und auch die Seitenzahl waren vorgegeben, und voller Eifer machte ich mich daran eine englische Kurzgeschichte zu entwerfen. Aber sehr schnell stellte ich fest, dass ich weder nach einem vorgegebenen Titel schreiben konnte, noch das Genre der Kurzgeschichte das Richtige für mich war. Ich war noch nicht einmal richtig in Fahrt, sollte meine Geschichte eigentlich auch schon wieder zu Ende sein. Also legte ich das Ganze erst einmal ad acta.
Nach meiner Rückkehr nach München, musste ich jedoch immer wieder an die Geschichte denken, und so setzte ich mich eines Abends an meinen Laptop und fing nochmals zu schreiben an: mit meinem eigenen Titel, meiner eigenen Handlung, und so vielen Seiten, wie ich eben schaffen würde. Zehn Wochen später war dann das „Pfadfinderehrenwort“ fertig.
Wieso gerade Krimis?
Ich lese selbst sehr gerne Krimis und habe mir immer wieder eigene kleine Episoden, Geschichten und Motive überlegt. Aber die Ausdauer, die ganzen Fäden zu einer logischen und bis zum Schluss spannenden Geschichte zu verbinden, kam erst im Laufe der Jahre.
Wo schreiben Sie am liebsten - haben Sie einen Lieblings-Schreib-Ort oder ein besonderes Ritual? Tragen Sie stets ein Notizbuch bei sich - für spontane Einfälle?
Auf diesem Gebiet muss ich mich als ganz nüchterner und pragmatischer Mensch outen: am liebsten sitze ich an meinem Schreibtisch und arbeite mit dem Notebook. Nur ab und zu, wenn ich z.B. nach dem Joggen einen besonders guten Gedanken hatte, schreibe ich den in Stichpunkten auf einen Block, damit ich ihn nicht gleich wieder vergesse.
Ein Notizbuch trage ich nicht bei mir, weil ich es bestimmt irgendwo liegen lassen würde. Die guten Gedanken kommen oft beim Sport, wo ich einfach nichts zum Schreiben dabei habe. Aber bisher haben es alle guten Ideen immer bis nach Hause geschafft, wo sie dann gleich zu Papier bzw. in den Computer gebracht werden.
Haben Sie von Beginn an die komplette Story im Kopf? Existieren schon alle Beteiligten, oder werden Personen im Lauf des Schreibens dazu erfunden?
Am Anfang gibt es nur einen Gedanken: wer ermordet wen und warum tut er das. Das ist, so banal es jetzt klingen mag, die Quintessenz, die man nie aus den Augen verlieren darf. Und entlang dieses Gedanken entspinnt sich im Idealfall die ganze Geschichte und ihre Darsteller. Ein paar Protagonisten existieren bereits, bevor ich zu schreiben beginne, aber der Eine oder Andere kommt – wie auch viele Szenen und Handlungsstränge – oft erst im Laufe der Geschichte dazu. Manchmal lasse ich einzelne Charaktere und Szenen auch wieder weg, weil die Geschichte einfach zu umfangeich werden würde.
Wie finden Sie den Stoff für Ihre Bücher? Woher kommt Ihre Inspiration? Laufen Sie durch die U-Bahn-Station u.ä. und sehen dort den Schauplatz für den nächsten Krimi?
Ja, das kann durchaus passieren. Inspiration finde ich überall: am Arbeitsplatz, im Supermarkt, im Urlaub, durch Geschichten in der Zeitung, beim Sport. Vieles bleibt ein erster Gedanke und schafft es nicht, ein Buch zu werden. Aber manchmal entspinnt sich daraus eine ganze Geschichte.
Das Shakespeare-Thema des zweiten Buches ist z.B. während meiner Tätigkeit als wissenschaftliche Hilfskraft an der Shakespeare-Forschungsbibliothek entstanden.
Wie lange haben Sie an den Büchern geschrieben? Wie läuft das generell ab?
Das ist ganz unterschiedlich. Die ersten Manuskripte, die noch während meines Studiums entstanden sind, waren innerhalb von 2-3 Monaten fertig, „Walpurgisnacht“ in der Rekordzeit von 7 Wochen während einer beruflichen Auszeit, in der ich mich voll und ganz auf das Schreiben konzentrieren konnte. „Der letzte Tanz“, an dem ich parallel zu meinem Beruf gearbeitet habe, zog sich dagegen über knapp 10 Monate, „Bluternte“ sogar über eineinhalb Jahre.
Wenn ich ein geeignetes Täterprofil kreiert habe, tippe ich dieses meistens gleich in meinen PC. Im Idealfall entstehen um ihn herum die ersten Episoden und weitere Charaktere, und dann fange ich eigentlich auch schon direkt mit dem Schreiben an. Oft lösche ich vieles oder schreibe komplette Szenen um bzw. ergänze diese. Aber es ist einfach ein schönes Gefühl, wenn man schon Textmaterial vor sich hat und nicht auf einen weißen Bildschirm starren muss.
Inspirieren Sie Menschen und deren Eigenheiten aus Ihrem Umfeld für Romanfiguren?
Ja, aber weniger stark, als man vielleicht vermuten würde. Es sind ab und zu gewisse Eigenheiten und Charakterzüge einer Person, aber nie deren kompletten Ebenbild. Manchmal ist es auch nur ein Satz, den eine Person gesagt hat, oder die Art und Weise, wie sie sich kleidet, die ich dann in eine Geschichte oder eine Szene einbaue.
Wer gehört zu Ihren Lieblingsautoren bzw. Vorbildern?
Konkrete Vorbilder unter den Autoren habe ich keine. William Shakespeare ist einer meiner absoluten Lieblingsautoren, genauso wie Jane Austen und die Bronte Schwestern. Aber auch Joanne K. Rowling und viele andere zeitgenössische Autoren lese ich sehr gerne, ohne diese allerdings als Vorbilder zu empfinden.
Was lesen Sie selbst am liebsten?
Von Krimis und historischen Romanen abgesehen, bin ich ein großer Fan der Harry Potter Bücher. Dort entdecke ich auch nach dem fünften Lesen immer wieder etwas Neues.
Haben Sie schon den nächsten Roman in der Schublade?
Ja, nach einer längeren kreativen Pause ist mit „Fahnenweihe“ ein neuer Regionalkrimi abgeschlossen, der im September 2022 im Allitera Verlag erscheinen wird. Der Tod meines Vaters hat mich lange Zeit sehr kraftlos gemacht. Es gab Momente, da war ich mir nicht sicher, ob ich jemals wieder das Stehvermögen würde aufbringen können, ein ganzes Buch zu schreiben. Die Coronastarre, in die wir dann Anfang 2020 gefallen sind, verbunden mit all der Ungewissheit und den Unabwägbarkeiten, hat meine Schreiblust zusätzlich ausgebremst, obwohl das Konzept für die neue Geschichte bereits vollständig ausgearbeitet war. Aber irgendwann haben mich der Eifer und auch der Ehrgeiz, ein Manuskript zu Ende zu schreiben, wieder gepackt. Und dann ging es praktisch wie von selbst, worüber ich unglaublich froh und dankbar bin.